Geschichte

Zufallsfund Eisenerz
1712 wurde durch den Kurfürsten der Pfalz die Genehmigung zur Errichtung einer Eisenhütte im Soonwald erteilt, nachdem ein Pfälzer Jagdrat und ein Oberförster im Wald des Gräfenbachtals zufällig auf Eisenerze gestoßen waren. Da den beiden das technische Knowhow fehlte, holte man sich aus dem Saarland einen Spezialisten hinzu.

 

Standortfaktoren: Erz, Holz und Wasser
Bei den Eisenerzen handelte es sich um Brauneisenstein, der in kleineren Gruben abgebaut wurde. Im Soonwald sind diese sogenannten „Wasem(n)erze“ sehr reich an Phosphor. Dies ist für die Erzeugung von hochqualitativem Gusseisen jedoch nicht gut geeignet, denn es erhöht die ohnehin vorhandene Brüchigkeit. Für normale Haushaltswaren war das Material jedoch verwendbar.

Holz war (zunächst) reichlich vorhanden. Es wurde in Kohlemeilern zur Holzkohle umgewandelt, die eine effektivere Ofenbefeuerung ermöglicht.

Für den Betrieb von Gebläsen und Hammerwerken wurde Wasser benötig. Der Gräfenbach war prinzipiell als Wasserlauf nutzbar, jedoch mussten in trockenen Perioden, die im Soonwald nicht selten waren, für eine konstante Wasserversorgung Speicherteiche angelegt werden. Sie finden sich heute noch oberhalb des Herrenhauses.

Das technische Spezialwissen musste jedoch importiert werden. Bereits die Gründer holten sich einen Fachmann aus dem Saarland hinzu, der dort eine Hammerschmiede betrieb.

 

Die Produktpalette
Die Gräfenbacher Hütte produzierte alles, was man im Alltag benötigte: der Schwerpunkt lag auf Haushaltswaren wie Bräter, Pfannen, Waffeleisen und Ofenplatten. Auch einige Brunnen und Grabkreuze, die heute noch in den Dörfern zu finden sind, wurden hier erzeugt. Einige Waren sind heute im Ausstellungsbereich des Hunsrück-Museums Simmern zu sehen. Zeitweise produzierte man spezielle Dinge wie Kanonen, aber auch unverarbeitetes Roheisen wurde verkauft.

Der Absatzmarkt reichte vom Niederrhein bis zum Schwarzwald.

 

Sozialgeschichte
In der Umgebung war die Gräfenbacher Hütte der erste Industriebetrieb. Hier trat somit zum ersten Mal in den umliegenden Dörfern die Kategorie der „Arbeiter“ in Erscheinung. Von Spabrücken kommend links sind die Arbeiterhäuser zu sehen. Sie arbeiteten in der Erzpoche oder Schmiede oder in anderen Betriebseinheiten der Hütte. Auch die Einwohner der umgebenden Gemeinden profitierten durch den Hüttenbetrieb. Sie gruben Erz oder leisteten Fuhrdienste, um Holz, Erz oder fertige Waren an- und abzutransportieren.

Allerdings schuf dies auch Probleme. Sowohl die Tätigkeiten in der Hütte wie die Zulieferdienste waren unfallträchtig und gefährlich.

 

Umweltprobleme
Für die Holzkohle, die den Hochofen und andere Einrichtungen befeuerte, wurden große Mengen an Wald gerodet. Das Rohmaterial Holz wurde somit anderen Gewerken entzogen, die sich regemäßig bei den Behörden über die Hütte beschwerten. Selbst die weitere Umgebung war betroffen. Aufgrund der relativen Trockenheit des Soonwaldes herrschte regelmäßig Wasserknappheit, sodass der Betrieb der Gebläse und Hammerwerke immer wieder zum Erliegen kam.
Die Dämme der Speicherteiche brachen bei Starkregen und eine Flutwelle breitete sich durch das Gräfenbachtal aus. Dies erzeugte Unbill bei den Anliegergemeinden, wo Brücken und Mühlen beschädigt wurden.
Auch wurde immer wieder das Bachwasser durch die industriellen Abfälle verunreinigt. So beschwerten sich die Kreuznacher Gerber über mangelnde Wasserqualität, die ihnen die Felle verdarb.

Quellen der Information: Div. Unterlagen Staatsarchiv Koblenz; Dissertation 2003 von Udo Fleck, Universität Trier; O. Guthmann „Geschichte der Eisenindustrie im Kreise Kreuznach“, unveröff. Manuskript 1930; Stefan Stein „Die Geschichte der Gräfenbache Hütte“, Bad Kreuznacher Heimatblätter, 9, 1997, S. 1-4, Fritz Schellack: Die Gräfenbacher Hütte - ein vergessenes technisches Denkmal im Soonwald? In: Hunsrücker Heimatblätter 137, 2008, S. 287-296